JOANA MALLWITZ

FESTSPIEL-DEBUT FÜR STARDIRIGENTIN Joana Mallwitz

 

Wolfgang Amadeus Mozarts Die Zauberflöte wird so viel gehört, so häufig aufgeführt, beredet, bezweifelt und befragt wie kaum ein anderes Werk der Operngeschichte.

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© Nicolai Lund

© Nicolai Lund

Im Gespräch mit Joana Mallwitz

2018 hat Lydia Steier die Neuproduktion Die Zauberflöte im Großen Festspielhaus inszeniert. Für das Jubiläumsjahr präsentiert sie eine Neueinstudierung im Haus für Mozart. Durch die Oper führt als Erzähler Roland Koch. Die mehrfach ausgezeichnete Joana Mallwitz übernimmt die Musikalische Leitung der Oper und gibt damit ihr Festspiel-Debut. Sie dirigiert die Wiener Philharmoniker und die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor. Tareq Nazmi übernimmt die Rolle des Sarastro, Brenda Rae die der Königin der Nacht. Mauro Peter wird wie 2018 die Partie des Tamino übernehmen, Regula Mühlemann singt seine Pamina. Adam Plachetka und Maria Nazarova verwandeln sich erneut in Papageno und Papagena. Ilse Eerens, Sophie Rennert und Katarina Bradić singen die Drei Damen. Die drei Knaben verkörpern drei Wiener Sängerknaben. Premiere ist am 3. August.

© Nicolas Kroeger

© Nicolas Kroeger

Frau Mallwitz, Die Zauberflöte hat eine lange Tradition bei den Salzburger Festspielen – 227 Aufführungen standen in der Geschichte bereits auf dem Spielplan, sie ist damit die am häufigsten aufgeführte Oper bei den Salzburger Festspielen. Haben Sie sich mit vergangenen Salzburger Interpretationen des Werks auseinandergesetzt? Lassen Sie sich dadurch in irgendeiner Weise beeinflussen oder inspirieren?

Bei kaum einem Werk zeigen sich Zeitgeist und Geschmack verschiedener Generationen so sehr wie in der Interpretationsgeschichte der Zauberflöte. Und wo ist diese Entwicklung besser dokumentiert als bei den Salzburger Festspielen, mit denen diese Oper so stark verbunden ist! Gerade die großen Interpretationen und Inszenierungen suchen ja oft nach Zeitlosigkeit. Und doch wird jeder bei dem Versuch, Mozart nahe zu kommen, nur seine ganz eigene Wahrheit in dem Werk finden. Das ist sowohl Chance als auch Gefahr an diesem Werk. Die Interpretationen von Nikolaus Harnoncourt und Constantinos Carydis konnte ich persönlich live verfolgen, frühere Aufführungen kenne ich nur durch Aufnahmen. Inspirieren lasse ich mich von vielem – am Ende ist die Suche nach der eigenen Version aber eine Suche allein in den Noten Mozarts.

Sie haben Die Zauberflöte schon mehrfach dirigiert. – Was reizt Sie an der Oper?

Vor allem die Tatsache, dass man dieses Werk auch nach unzähligen Inszenierungen, die man gemacht oder geschaut hat, immer wieder neu entdeckt und erkundet. Jedes Mal tun sich neue Fragezeichen, neue Geheimnisse, neue Ecken und Kanten und himmlische Momente auf. Es ist wie in einer Partnerschaft, in der man den anderen in immer neuen Situationen und Facetten kennenlernt. Und das alles hat Mozart in eine Musik gegossen, die so einfach und unmittelbar scheint, dass sie uns immer noch die schönsten Ohrwürmer bereitet.

Sie arbeiten erstmals mit den Wiener Philharmonikern zusammen. Was schätzen Sie an diesem Orchester?

Das einzigartige Wissen, das die Jahrhunderte verbindet; ein lebendiges Gedächtnis, das sich in Stilbewusstsein und Klangkultur äußert.

Sie geben Ihr Debüt bei den Salzburger Festspielen. Was bedeutet es Ihnen in Salzburg zu dirigieren? Spielt es für Sie eine Rolle, gerade im Jubiläumsjahr Ihr Debüt zu geben?

Für jeden Künstler sind die Salzburger Festspiele einer der größten Meilensteine. Nun ausgerechnet im Jubiläumsjahr und mit diesem Werk zu debütieren, das ist sozusagen das Schlagobers auf dem Ganzen.


Sie kennen Lydia Steier schon länger – Haben Sie schon zusammengearbeitet? Falls ja, was schätzen Sie an der Zusammenarbeit? Kennen Sie ihre Zauberflöte-Inszenierung aus dem Jahr 2018?

Das erste Mal haben wir bei einer Produktion von Aida am Theater Heidelberg zusammengearbeitet. Ich schätze Lydia Steier sehr. Sie hat eine enorm kraftvolle Fantasie, aber auch das Handwerk und die Effektivität, diese in Bilder auf der Bühne zu übersetzen. Ihre Zauberflöte 2018 habe ich gesehen, aber durch den Wechsel des Hauses wird es nun eigentlich eine Neuinszenierung. Wir werden nichts wiederholen, sondern die ursprüngliche Idee gemeinsam neu denken.

Haben Sie bereits mit Sängerinnen und Sängern aus dem Ensemble zusammengearbeitet?

Nein. Witzigerweise arbeite ich sogar mit meinem Mann, der die Rolle des Geharnischten/Priesters schon 2018 gesungen hat, nun in Salzburg zum ersten Mal zusammen.

Sie sind eine der jüngsten Preisträgerinnen, die von der Zeitschrift Opernwelt mit dem Titel „Dirigent des Jahres“ ausgezeichnet wurden. In der Geschichte der Salzburger Festspiele sind Sie die dritte Frau, die eine Oper dirigiert. Wie gehen Sie damit um, immer wieder auf Ihr Alter und Geschlecht angesprochen zu werden?

Ich bin immer wieder überrascht, wo man überall noch die „erste Frau“ sein kann und auch, dass es noch ein Thema ist, wenn man die „dritte Frau“ ist. Älter werde ich von selbst und eine Frau werde ich immer bleiben, deshalb spielen diese Fragen für mich persönlich und für meine Arbeit keine Rolle.


ZUR PERSON

Joana Mallwitz gilt als eine der gefragtesten Dirigentinnen ihrer Generation und wurde 2019 von der Zeitschrift Opernwelt zur Dirigentin des Jahres gewählt. Seit Beginn der Spielzeit 2018/19 ist sie Generalmusikdirektorin des Staatstheaters und der Staatsphilharmonie in Nürnberg, wo sie in der laufenden Saison neben Konzerten Neuproduktionen von Don Carlos und Peter Grimes sowie Strawinskys Ballette Petruschka und Le Sacre du printemps dirigiert.

An der Oper Frankfurt ist sie in Neuproduktionen von Faurés Pénélope und Strauss’ Salome zu erleben. Nach ihrem erfolgreichen Debüt mit L’elisir d’amore und Eugen Onegin an der Bayerischen Staatsoper kehrt sie im Frühjahr 2020 in der Reihe der Akademiekonzerte mit Werken von Schubert, Liszt und Mahler an dieses Haus zurück. In Konzerten dirigiert sie 2019/20 außerdem Wagners Siegfried-Idyll und den ersten Aufzug der Walküre mit den Wiener Symphonikern im Wiener Konzerthaus, Werke von Messiaen, Prokofjew und Strawinsky an der Staatsoper Stuttgart sowie Werke von Schostakowitsch, Schubert und Ravel mit den Düsseldorfer Symphonikern.


In der Spielzeit 2018/19 leitete Joana Mallwitz eine umjubelte Neuproduktion von Der Rosenkavalier an der Norwegischen Nationaloper in Oslo sowie Die lustige Witwe und Pelléas et Mélisande an der Oper Frankfurt. Zudem kehrte sie nach ihren Erfolgen mit Cavalleria rusticana/Pagliacci, Der fliegende Holländer, Madama Butterfly und Macbeth für eine Aufführungsserie der Zauberflöte ein weiteres Mal an die Königliche Oper Kopenhagen zurück. Joana Mallwitz gastierte in der Vergangenheit auch am Opernhaus Zürich (Macbeth), der Staatsoper Hamburg (L’elisir d’amore) und der Lettischen Nationaloper in Riga (Rheingold und Götterdämmerung). Konzerte führten sie u.a. mit der Königlichen Kapelle Kopenhagen, der Dresdner Philharmonie, den Göteborger Symphonikern, dem hr-Sinfonieorchester, dem Philharmonia Orchestra in London, dem City of Birmingham Symphony Orchestra, dem SWR Symphonieorchester, dem Frankfurter Opern- und Museumsorchester und den Stuttgarter Philharmonikern zusammen.

Von 2014 bis 2018 war sie Generalmusikdirektorin des Theaters Erfurt und leitete dort u.a. Neuproduktionen von Wozzeck, Die Meistersinger von Nürnberg, Tosca, Così fan tutte, Madama Butterfly, Don Giovanni, Die Zauberflöte und Die lustige Witwe. Joana Mallwitz begann ihre Karriere als Kapellmeisterin am Theater Heidelberg, wo sie bereits früh ein breites Repertoire dirigierte. Sie studierte Dirigieren bei Martin Brauß und Eiji Oue sowie Klavier bei Karl-Heinz Kämmerling und Bernd Goetzke an der Hochschule für Musik und Theater Hannover. 2009 wurde sie mit dem Praetorius Musikpreis Niedersachsen in der Kategorie Förderpreis ausgezeichnet.


 

Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791)

DIE ZAUBERFLÖTE

Deutsche Oper in zwei Aufzügen KV 620 (1791)

Libretto von Emanuel Schikaneder

Neueinstudierung

Mo 3. August - Sa 29. August

7 Vorstellungen

TERMINE & KARTEN

 
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SALZBURGER FESTSPIELE
1. – 30. August 2020

 

WWW.SALZBURGERFESTSPIELE.AT

 

 
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